Neue Qualität der Zugangebote zwischen Deutschland und Frankreich

Neue SPNV Verbindungen zwischen Deutschland und Frankreich ab Dezember 2024

Grenzüberschreitender Nahverkehr lässt Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und das Saarland mit der französischen Région Grand Est zusammenwachsen – ein Projekt gelebter europäischer Integration.

Heutiges Angebot

Heute besteht auf den meisten grenzüberschreitenden Bahnstrecken nur ein sehr rudimentäres, meistens auf das Wochenende fokussiertes, umsteigefreies Angebot (z. B. Trier – Metz, Neustadt/W – Wissembourg - Strasbourg, Wörth – Lauterbourg – Strasbourg). Die ansonsten bestehenden Angebote sind von unterschiedlicher Qualität. So besteht z. B. zwischen Müllheim und Mulhouse in bestimmten Zeitlagen lediglich ein Zweistundentakt, zwischen Saarbrücken und Metz muss man in der Regel in Forbach umsteigen und in der Relation nach Saarbrücken - Strasbourg besteht das tägliche umsteigefreie Angebot nur aus wenigen Zugpaaren. 

Die einzige Ausnahme stellt die Strecke Offenburg – Strasbourg dar. Dort kann man von einem einigermaßen akzeptablen Angebot (Stundentakt mit Verdichterfahrten) sprechen, das jedoch ebenfalls noch ausbaufähig ist.

Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel aller Projektpartner (Zweckverbände Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd und Nord, Länder Baden-Württemberg und Saarland sowie Région Grand Est), die heutigen, wenig kundengerechten Angebote in den kommenden Jahren deutlich zu verbessern. Elementare Voraussetzung hierfür ist ein europaweites Vergabeverfahren für die Betriebsleistungen. Dieses konnte bereits gestartet werden und beinhaltet die nachfolgend genannten Fahrplankonzeptionen auf den grenzüberschreitenden Strecken.

Geplante Angebotsstruktur

  •  30-Minuten Takt: Offenburg – Strasbourg 
  • 60-Minuten Takt: Karlsruhe – Wörth – Lauterbourg – Strasbourg. 
    Die Linie kann erst ab/bis Karlsruhe verkehren, wenn im Bahnhof Wörth Infrastrukturergänzungen realisiert sind. Bis dahin wird die grenzüberschreitende Linie auf die Relation Strasbourg – Wörth begrenzt sein.
  • 60-Minuten Takt: Mulhouse – Müllheim
  • 60-Minuten Takt: Saarbrücken – Forbach – Metz
  • 60-Minuten Takt: Neustadt/W – Wissembourg – Haguenau – Strasbourg
  • 120-Minuten Takt: Saarbrücken – Sarreguemines – Strasbourg, optional wird ein 60-Minuten-Takt ausgeschrieben
  • 120-Minuten Takt: Trier – Apach – Thionville - Metz

Neues grenzüberschreitendes Fahrzeug (Coradia Polyvalent der Firma Alstom)

Für die neue Angebotskonzeption hat die Région Grand Est 30 Züge des Typs „Coradia Polyvalent“ bei der Firma Alstom bestellt, die derzeit bei der Firma CAF in Reichshoffen produziert werden. Diese Triebwagen können auf elektrifizierten Strecken mit Strom fahren (in Deutschland und Frankreich), wenn keine Oberleitung vorhanden ist mit Diesel.

Diese Züge erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h, haben 190 Sitzplätze, verbessern den Reisekomfort u.a. durch Steckdosen, Klimaanlage und sind mit der nur „national“ einsetzbaren Variante des Coradia Polyvalent kuppelbar.

Diese Züge werden im o. g. Vergabeverfahren für die Betriebsleistungen beigestellt, d.h. die Région Grand Est verpachtet die Fahrzeuge an das im Vergabeverfahren obsiegende Verkehrsunternehmen.

Tarife für grenzüberschreitende Strecken

Es wird eine große Herausforderung werden, den grenzüberschreitenden Zugverkehr zu beleben, da mit Ausnahme der Relationen Saarbrücken – Metz und Offenburg – Strasbourg das heutige Fahrgastaufkommen vergleichsweise gering ist. Um möglichst viele Fahrgäste für dieses neue grenzüberschreitende Fahrplankonzept gewinnen zu können, muss daher ein attraktiver Tarif geschaffen werden.

Vor diesem Hintergrund hat der Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd in Abstimmung mit den SPNV-Aufgabenträgern in Baden-Württemberg, im Saarland, dem SPNV Rheinland-Pfalz Nord sowie den Verkehrsverbünden einen Interreg-Antrag zur Förderung der Erstellung einer Konzeption für einen grenzüberschreitenden Tarif gestellt, der seitens der Interreg-Behörde bewilligt wurde. Somit konnte auf dieser Basis die europaweite Ausschreibung der Gutachterleistungen durchgeführt werden.

Der im Rahmen dieses Verfahrens ausgewählte Gutachter (Bietergemeinschaft Mobilité, BSL) hat in den vergangenen Monaten vielfältige Überlegungen und Konzeptionen erarbeitet, wie bei einem Projektstart auf allen Linien die Tarife verbessert werden können.

Weiterer Zeitplan

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist mit einem Abschluss des Vergabeverfahrens für die Betriebsleistungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 zu rechnenDie Betriebsaufnahme des in diesem Vergabeverfahren ausgewählten Verkehrsunternehmens ist ab Dezember 2026 vorgesehen.

Um möglichst schnell erste Verbesserungen für die Kunden zu erzielen, ist ein Vorlaufbetrieb mit den beiden Bestandsunternehmen DB Regio und SNCF ab Dezember 2024 auf einzelnen Strecken vorgesehen.